Farbmanagement für Fotografen
Es gibt Themen, die sind sofort reizvoll und cool. Daneben gibt es Dinge, die sind zwar nicht so anziehend, aber mindestens genauso entscheidend.
Eines dieser Themen, deren Wichtigkeit ich gar nicht genug betonen kann ist Farbmanagement. Da sehe ich schon Eure Mundwinkel nach unten gehen, aber:
Wollt Ihr, dass Eure Bilder gedruckt so aussehen, wie bei Euch am Bildschirm? Dein Bildschirm ist Dein Fenster zur Realität und wenn Du alles durch eine färbige Brille siehst, dann ist es kein Wunder, wenn alle anderen Anwender, etwas anderes zu Gesicht bekommen.
Grundlagen
Jedes Gerät stellt von sich aus Farben anders da. Dein Monitor, Dein Drucker, der Fotobelichter im Fotolabor, alle verarbeiten Farbe unterschiedlich. Farbmanagement stellt sicher, dass die Wiedergabe standardisiert wird und die Anmutung auf allen Geräten möglichst gleich ist. Warum so eine vorsichtige Formulierung? Weil manche Geräte bestimmte Farben einfach nicht darstellen können. Wenn nun so eine Farbe in einem Bild vorkommt, dann kann bestmöglich eben nur eine möglichst gleich anmutende Farbe ausgegeben werden.
Der folgende Leitfaden funktioniert übrigens für Mac und Windows, beide Systeme können mit Farbmanagement inzwischen brauchbar umgehen.
Bevor wir nun zum Rechner schreiten, gibt es noch ein paar Vorfragen zu klären. Der Mensch nimmt Farben und Helligkeiten nämlich je nach Umgebungslicht und -farben unterschiedlich wahr.
Eigentlich auch gut nachvollziehbar. Denn wenn es im Raum hell ist, dann schließt sich unserer Pupille und wir nehmen das Monitorbild dunkler wahr, als wenn wir das gleiche Monitorbild in einem vollkommen dunklen Raum und daher mit geöffneter Pupille betrachten.
Mit den Umgebungsfarben verhält es sich ähnlich, weswegen wir eine neutrale Umgebung bei der Bildbetrachtung benötigen.
Nicht umsonst gibt es für die Abmusterung von Fotos eine Norm. Die ISO-Norm ISO 3664 schreibt im Einzelnen vor:
Das Licht, welches die Bilder beleuchtet, hat eine Farbtemperatur von 5000 Kelvin.
Die Lichtquelle muss einen (Farbwiedergabeindex Ra > 90) haben.
Die Umgebung muss eine neutrale Wandfarben besitzen.
Die Beleuchtungsstärke muss 2000 Lux (± 500) betragen.
Praxis der Monitorkalibrierung
Der für uns allentscheidende Schritt ist, einen korrekt kalibrierten Monitor zu haben. Denn auf Grund unserer Darstellung am Bildschirm beurteilen und bearbeiten wir unsere Bilder. Das Ziel ist, dass ein Print unter Normlicht (s. ISO 3664 oben) möglichst unsrem Monitorbild gleicht.
Im Folgenden zeige ich Euch meine Erfahrungswerte. Diese habe ich durch intensives Testen mit mehreren verschiedenen Monitoren und dem Vergleich mit Prints von verschiedensten kalibrierten Ausgabegeräten unter Normlicht erhalten. Unter anderem konnte ich Drucke auf verschiedenen Papieren eines Tintenstrahldruckers und Ausbelichtungen auf herkömmlichen Fotopapier für meine Vergleiche heranziehen.
Zur Monitorkalibrierung benötigen wir ein entsprechendes Messgerät. Es gibt hier schon gute Lösungen zu kleinen Preisen und diese leisten auch bei rein softwarekalibrierbaren Monitoren gute Arbeit. Das so kalibrierte (und gleichzeitig profilierte) Monitorbild ist um Welten näher am Ausdruck.
Ideal sind natürlich hardwarekalibierbare Monitore mit eingebautem Messgerät. Eines möchte ich hier aber noch einmal betonen: Jede korrekt durchgeführte Kalibrierung ist besser als gar keine.
Obwohl die ISO 3664 eine Farbtemperatur von 5000 Kelvin normiert und ich diese auch mittels Farbtemperaturmesser überprüft habe, scheint mir für die Monitorkalibrierung ca. 5800 Kelvin optimal.
Warum ist das so? Scheinbar führen die optischen Aufheller in den Papieren zu einer blaueren Wiedergabe, die durch die um 800 Kelvin blauere Einstellung am Monitor ausgeglichen wird.
Die einzustellende Helligkeit hängt vom Umgebungslicht des Bildschirmarbeitsplatze ab. Je heller dieser Beleuchtet ist, desto heller sollte auch unser Monitorbild sein. Dieser Zusammenhang macht auch klar, warum wechselnde Lichtverhältnisse (Fenster!) keine verlässliche Monitorkalibrierung zulassen.
Bei „normaler bis heller“ Raumbeleuchtung sind Werte zwischen 100 und 120 cd/m² sinnvoll. In einer dunkleren Umgebung muss man noch deutlich darunter gehen. Meiner Erfahrung nach wird die Darstellung am Monitor bei zu geringer Helligkeit leider nicht besser. Daher ist es in diesem Fall die Überlegung wert, das Raumlicht heller zu gestalten.
Als Gamma kommt bei mir 2,2 und als Kontrast „nativ“ für gute Ergebnisse zum Einsatz.
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