Vor kurzen habe ich wieder einmal die Bitte erhalten, ein paar Fragen zum Thema Hochzeit aus der Sicht des Hochzeitsfotografen zu beantworten. So etwas mache ich gerne und damit alle Interessierten etwas davon haben, hier die Fragen und Antworten:

 

Wie bist du zur Fotografie gekommen?

Dass Fotografie mein Leben ist, liegt wahrscheinlich auch daran, dass meine Familie schon in der zweiten Generation nichts anderes macht. Schon neben der Schulzeit und meinem Studium habe ich mit der Kamera und im (analogen) Labor geholfen. Wir haben das große Glück, dass wir mit unserer Hochzeitsfotografie auch genau das machen, was wir wirklich gerne tun.

 

Was ist das coolste an deinem Job?

Hochzeitsfotografie ist für mich daher so speziell, weil es sich – neben all den kleinen und großen Details – eben um Bilder von Menschen handelt. Das Besondere ist, dass es echte Momente, richtige Emotionen und vielleicht sogar der schönste Tag unserer Kunden ist, an dem wir sie begleiten. Diese Erinnerungen für die neue Familie zu bewahren ist sinnstiftend und das ist für mich cool.

 

Hat sich dein Schwerpunkt der Fotografie seit den Anfängen verändert?  

Wir bei Foto Sulzer stehen seit vielen Jahren für Peoplefotografie: Event und Reportage, Portrait, Hochzeit und Schulbildservice. Ich sehe uns Fotografen allerdings im Grunde als Generalisten. Denn grundsätzliche Kriterien guter Fotografie gelten in allen Bereichen: Komposition, Lichtführung und sicherer Umgang mit dem eigenen digitalen Handwerkszeug.

Genauso vielseitig war ich im fotografischen Einsatz. Persönlich setze ich seit einigen Jahren meinen Schwerpunkt auf Hochzeitsfotografie.

 

Gab es mal ein Foto eines anderen Fotografen, das du gerne gemacht hättest?

Da gibt es so viele. Alleine in der Welt der Hochzeitsfotografie sieht man jeden Tag großartige Aufnahmen von tollen Brautpaaren.

 

Welcher Fotograf oder Künstler inspiriert dich?

Besonders inspirierend für mich waren immer Andreas Feininger und W. Eugene Smith. Von den aktuellen Hochzeitsfotografen ist für mich Cliff Mautner herausragend.

 

Welche Einschränkungen bringt der Job mit sich?

Augenscheinlich ist, dass man dann arbeitet, wenn andere feiern. Solange man keine Kinder hat, ist das keine große Einschränkung. Mit schulpflichtigen Kindern werden die gemeinsamen Wochenenden manchmal kurz. 

 

Gibt es einen Tipp, den du gerne an andere Fotografen weitergeben würdest? 

Ich denke, gute Fotografie basiert auf dem Beherrschen der „Basics“ ohne nachdenken zu müssen. Frei nach Herbert von Karajan: „Nicht ich fotografiere, Es fotografiert.“

 

Auf welche Technik setzt du beim Fotografieren?

Fotografieren bedeutet zeichnen mit Licht und genau das mache ich: Ich suche mir qualitativ schönes Licht, in dem ich meine Szene ablichte. Im Falle, dass dieses Licht nicht vorhanden ist, schaff ich es mittels Blitz oder Dauerlicht.

 

Welche Philosophie verfolgst du bei der Hochzeitsfotografie: Gestellte Fotos oder dokumentarischer Blick? 

Bei jeder Hochzeit gilt es zwei fotografische Ansätze zu vereinen: Photojournalismus und Posing. Ich denke, keine Hochzeitsbegleitung ist komplett, ohne beides abgedeckt zu haben. Allerdings habe ich das Gefühl, dass die dokumentarischen Bilder den größeren Erinnerungswert haben. Es geht mir daher um die Emotionen und die großen Momente meiner Brautpaare.

 

 

Wie soll man anfangen, wenn man Hochzeiten fotografieren möchte? Kein Paar möchte schließlich das “Versuchskaninchen” sein.

Das ist eine schwierige Frage, da es in der Praxis gar nicht so einfach ist, einen Hochzeitsprofi zu finden, der einen mitnimmt. Auf jeden Fall sollte man sich der Verantwortung bewusst sein, wenn man eine Hochzeit als der „offizielle“ Fotograf begleitet. Es spielt dabei eigentlich keine Rolle, ob man das kostenlos oder für Geld macht: Kein Moment kommt ein zweites Mal, Wiederholen gibt es nicht. Blitzschnell schätzt man eine Situation ein, beurteilt das Licht und nimmt den richtigen Standort ein. Zielsicher macht man die Kamera einsatzbereit und erwischt den flüchtigen Moment.

Ich bin der Meinung, man sollte unbedingt einen erfahreneren Hochzeitsfotografen einige Male begleiten, z.B. als Assistent oder „Second-Shooter“, bevor man selbst diese schöne Aufgabe zum ersten Mal übernimmt.

 

Wie schafft man es bei einem Shooting, dass sich das abgelichtete Paar wohlfühlt?

Ich versuche meinen Brautpaaren das Gefühl zu geben, dass wir hier gemeinsam an tollen Bildern arbeiten. Sie sind die Hauptpersonen und ich coache hie und da ein bisschen um uns dem Optimum anzunähern. 

 

Welche Posen für Paare gehen gut, welche weniger?

Posing ist für mich eine Sprache. Beim Sprechen wiederhole ich hier nicht einfach auswendig gelernte Sätze – genauso wenig greife ich auf einige zuvor eingelernte fixe Posen zurück. Auch wenn das zu Anfang sicherlich ein brauchbarer Weg ist, lernt man mit der Erfahrung die Grammatik, d.h. die Regeln beim Posing. Denn Regeln gibt es, was – immer im Zusammenhang mit der Beleuchtung – funktioniert und was nicht. Schon die klassischen Maler bedienten sich der selben Grundsätze wie wir es tun (sollten).

 

Herausforderung Gruppenbild: Wie schafft man es, dass alle lächeln und keiner die Augen zu hat?

Ich denke, dass ist der Zeitpunkt, in dem der Hochzeitsfotograf den Gästen bewusst in Erscheinung tritt. Der Hochzeitsfotograf wird selbst Teil des Hochzeitserlebnisses und als Regisseur bringen ich die Gruppe in Gleichklang – ich lasse sie das gleiche Danke oder gar das Gleiche sagen: Alle sind bei mir und lachen.

 

Wie ist deine Routine bei der Bildbearbeitung?

Alle Bilder werden einzeln per Hand in Adobe Lightroom gefiltert. Manche Bilder gehen in Photoshop zur Retusche.

 

Kann man schlechtere Fotos von wichtigen Momenten irgendwie retten?

Natürlich kann man Störendes retuschieren oder die Belichtung in weitem Rahmen verändern, allerdings kann man wenig machen, wenn gutes Licht nicht vorhanden war oder wenn man den richtigen Moment verpasst hat. Cliff Mautner hat das auf den Punkt gebracht: „There is no un-suck filter in photoshop.“

 

Was ist für dich der schönste Moment auf einer Hochzeit?

Es berührt mich immer noch, wenn die Freunde und Familie des Brautpaares diesem nach der Zeremonie freudenstrahlend in die Arme fallen. Oder wenn die Braut beim Getting Ready emotional mit Ihren Eltern interagiert – das sind einfach Gänsehautmomente.

 

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